ENES - Experten-Netzwerk-Essstörungen Schweiz

Adipositas

Adipositas und Übergewicht nehmen weltweit zu und führen zu bedeutsamen körperlichen Folgeerkrankungen

Definition

Adipositas (lat. adeps  für ‚Fett’) oder Fettleibigkeit ist eine Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung mit starkem Übergewicht, die sich in einer übermässige Zunahme des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen zeigt. Umgangssprachlich nennt man sie deshalb auch ‚Fettsucht’. Die häufig verwendete englische Bezeichnung dafür ist obesity.   

Diagnostische Kriterien

Übergewicht mittels des von der Weltgesundheits-Organisation WHO definierten Body Mass Indexes (BMI) bestimmt. Dieser berechnet sich wie folgt:   (Körpergewicht in Kilogramm) geteilt durch (Körpergrösse in Metern)2 . Dabei gilt ein BMI-Wert von 18,5 bis 24 als ‚Normalgewicht’. Zwischen 25 und 29 spricht man von ‚leichtem Übergewicht’ und ab einem BMI 30 von ‚Adipositas’. Hier beginnen die medizinischen Risiken zuzunehmen. Die WHO unterteilt Adipositas in 3 Schweregrade (siehe Tabelle).

Bei Kindern und Jugendlichen erfolgt die Einteilung von Normal-, Übergewicht und Adipositas nach den Perzentilenkurven des BMI. Übergewicht wird mit dem Überschreiten der 90. Perzentile und Adipositas mit dem Überschreiten der 97. Perzentile definiert (S2 Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter, 2015, einer Vereinigung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin)

Vorkommen

Adipositas ist ein weltweit zunehmendes Gesundheitsproblem in Industrienationen und sich entwickelnden Schwellenländern. Eine 2010 im Auftrag des BAG durchgeführte repräsentative Umfrage der Schweizer Bevölkerung ergab, dass in der Schweiz etwa 31% der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig sind, 10% sind adipös. Mit dem Alter, insbesondere bei Männern, steigt der Anteil an adipösen Personen.

Gemäss Untersuchungen der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz leiden 12.9% der schweizer Kinder an Übergewicht und 4.4% an Adipositas. Die Zahlen sind bis vor ca. 10 Jahren sehr deutlich gestiegen und während der letzten Jahre leicht rückläufig. Kinder ausländischer Mitbürger sind weitaus stärker betroffen als Schweizer Kinder.

Risikofaktoren

Bei entsprechender genetischer Veranlagung entsteht Übergewicht bzw. Adipositas, wenn jemand weniger Energie ‚verbraucht’ als er oder sie mit der Nahrung aufnimmt. Dazu kann eine zu energiereiche Nahrung beitragen wie z. B. zuckerhaltige Nahrungsmittel, Softdrinks oder Alkohol bei mangelnder körperlicher Aktivität, wie es bei einer sitzenden Tätigkeit und motorisierten Mobilität heute vielfach der Fall ist. Manche Personen essen zwar das ‚Richtige' aber zu viel davon. Dazu tragen auch das ständige Überangebot an zucker- und fetthaltigen Nahrungsmitteln sowie Frustessen bei Stress bei. Die Entwicklung von Übergewicht kann auch im Zusammenhang mit hormonellen und Stoffwechselstörungen (Schilddrüsenunterfunktion, Kortisolhaushalt, Diabetes mellitus) oder der Einnahme von Medikamenten (Psychopharmaka, Hormonbehandlungen, Kortison, Antidiabetika) stehen.  

Folgeerscheinungen

Die Folgen von Übergewicht und Adipositas zeigen sich hauptsächlich in Form metabolischer Erkrankungen. Entscheidend für das metabolische Risiko ist nicht der BMI alleine, sondern das Fettverteilungsmuster. Besonders nachteilig wirken sich Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen (sogenannter Apfeltyp) aus. Das innere Bauchfett (viszerales Fettgewebe) beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel besonders ungünstig. Als risikoärmer gilt eine mehr hüft- und oberschenkelbetonte Fettverteilung (sogenannter Birnentyp).

Zu den metabolischen Erkrankungen gehören Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselerkrankungen und Bluthochdruck. Diese können sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken. Adipositas erhöht auch das Risiko für eine vorzeitige Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie die Entwicklung von Demenzerkrankungen einschliesslich Alzheimer Demenz. Das Übergewicht beansprucht den Stütz- und Bewegungsapparat massgeblich. Übergewicht während der Schwangerschaft kann zu Schwangerschaftsdiabetes mit ungünstigen Auswirkungen auf das Kind führen. 

Behandlung

Die Behandlung der Adipositas konzentriert sich auf eine Anpassung des Lebensstils. Dazu gehören Ernährungsumstellung mit Hilfe entsprechender Programme, Ernährungsberatung, vermehrte körperliche Aktivität und ggf. auch psychologische Beratung. Extreme oder einseitige Diäten sollten wegen des Jo-Jo-Effektes vermieden werden. Medikamentöse Ansätze zur Behandlung der Adipositas waren bislang nur bedingt erfolgreich. Am wirkungsvollsten bei massiver Adipositas ist die bariatrische Chirurgie.