Emotionales Essen, ohne damit aufhören zu können und mit fortschreitender Gewichtszunahme
PatientInnen mit einer Binge-Eating-Störung (BES) erleiden wiederholte Episoden unkontrollierten Essens. Die Menge an Nahrungsmittel, die eine Person dabei zu sich nimmt, kann ganz unterschiedlich sein. Auslösend für das unkontrollierte Essen sind meist unangenehme Stimmungen, innere Anspannung, zwischenmenschliche Probleme, der Reiz attraktiver Nahrungsmittel oder auch der Hunger nach einer Phase kontrollierten Essens. Die Betroffenen essen häufig heimlich und meiden gesellschaftliche Situationen. Während des Essens fühlen sie sich kurzfristig erleichtert. Danach empfinden sie aufgrund des erlebten Kontrollverlusts Ekel-, Scham- und Schuldgefühle und Traurigkeit. Die eigene Figur und das Körpergewicht sind dabei eine Dauergedanke bei den Betroffenen. Im Gegensatz zur Bulimia nervosa verläuft die Binge-Eating-Störung ohne gegenregulierende Massnahmen. Dies führt dazu, dass die meisten Betroffenen Übergewicht oder eine Adipositas (BMI > 30) entwickeln.
Binge-Eating Störungen beginnen häufig im frühen Erwachsenenalter oder auch später, mit einer Häufigkeit (Lebenszeitprävalenz) von 1,9%. Dabei erkranken Frauen etwas häufiger als Männer (3:2).
Auslösend für die Entwicklung einer Binge Eating Störung sind u.a.:
Im Laufe der Erkrankung entwickeln viele Betroffene depressive Verstimmungen und Angststörungen.
Von BES Betroffene verlieren ihr normales Völlegefühl. Als Folge der Essanfälle kann es zu akuter Magendilatation mit der Gefahr der Magenruptur kommen. Das Übergewicht erhöht das Risiko einer metabolisch assoziierten Erkrankung wie Bluthochdruck, Herz- Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus, Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats, Schlaf-Apnoe-Syndrom und Krebs.
Die meisten Betroffenen streben zwar primär eine Gewichtsreduktion an, doch ist diese oft nur bedingt zu erreichen. Die Behandlung konzentriert sich deshalb darauf, eine regelmässige und ausgewogene Mahlzeitenstruktur zu entwickeln, die Selbstkontrolle bezüglich Emotionsregulation und Impulsivität zu verbessern und einen gestuften Bewegungsaufbau zu fördern. So lässt sich weitere Gewichtszunahme verhindern und die metabolische Situation verbessern. Psychisch kann dadurch eine Verbesserung von Stimmung und Lebenszufriedenheit erreicht werden.